Vom Unsinn eines Überlebensmessers oder Rolfs Ausrüstungstipps
(rom)
Bei den Pfadfindern gibt es nicht nur Gruppenstunden, sondern auch Wochenendfahrten oder längere Wanderungen. Hier zu viel oder schlechtes Material dabei zu haben kann Euch die ganze Fahrt verderben. Ich habe drei Wochen auf einer Wanderung in Italien nachts gefroren, weil ich statt eines Schlafsackes nur eine leichte Decke dabei hatte!
Alle diese Dinge müssen nicht sofort gekauft werden. Eure Sippenführer können hier besser helfen als das Outdoor-Fachgeschäft, denn manche angeblich Himalaya-tauglichen Dinge sind für uns einfach nur Schnickschnack. Oft reichen einfache Dinge, auch gerne gebraucht oder geliehen. Testet erst einmal, ob Ihr Spaß an der Pfadfinderei habt, bevor kräftig eingekauft wird!
Hemd und Jacke
Wir tragen graue Pfadfinderhemden, diese Hemden bestellen wir bei F&F oder Seegler. Oft haben wir auch gebrauchte Hemden im Angebot, daher kaufen wir auch gerne zu kleine Hemden wieder an. In unserem Stamm tragen wir nur den Aufnäher unseres Verbandes VCP auf der linken Hemdtasche. Ein neues Hemd kostet etwa 36 Euro.
Die klassische Jacke ist die Jungenschaftsjacke (juja) aus dunkelblauem Wolltuch. Wolle wärmt gut, ist recht regenunempfindlich und brandsicher. Da in unseren Zelten offenes Feuer gemacht werden kann, ist Funkenflug (Kiefer harzt) nicht zu vermeiden und das könnte der teuren Goretexjacke gefährlich werden. Als Pullover ist der Seemannspullover (Troyer) mit einem Reissverschlussrollkragen prima.
Generell gilt: Was angezogen wird, darf auch dreckig werden. Harzflecken gehen einfach nicht mehr raus.
Das blaue Pfadfinderhalstuch wird mit der Aufnahme verliehen.
Hose
Gut sind Kniebundhosen (denn die können an den Knöcheln nicht matschig werden) aus Leder oder geketteter Baumwolle oder Hosen aus Cord (z.B. Zimmermannshosen). Cord wärmt auch feucht noch und er scheuert nicht beim Laufen. Bei einer Jeans ist die Dreckgefahr viel höher und wenn die einmal nass ist, dann kann es schnell kalt werden. Tarnhosen brauchen wir definitiv keine. Sauberkeit
Erstaunlich, wie viel von der einpackten Kleidung wieder ungetragen zurückkommt! Die Wäsche kommt am besten in verschiedenfarbige Plastiktüten (weiß für Unterwäsche, bunt für den Pulli), das erleichtert das finden und hält die Sachen trocken. Im Waschzeug sind optimal die kleinen Shampoofläschen aus Hotels, hier muss nicht jeder 500 ml Schauma dabei haben. Auch Zahnpastareste reichen noch erstaunlich lange! Eine Nagelfeile und einige Pflaster sind dagegen sehr sinnvoll. Badesachen nicht vergessen!
Schuhe
Der schwierigste Punkt, vor allem bei wachsenden Kinderfüßen. Gute Wanderschuhe wie der Meindl Borneo kosten etwa 190 Euro! Eine trittfeste Sohle (Vibram) und ein möglichst wasserdichter und etwas höherer Aufbau ist sinnvoll. Am besten finde ich leichte bis mittelschwere Wanderschuhe aus Leder, diese können gefettet werden. Sie sollten mindestens Kategorie „B“ (=Mittelgebirgsschuhe) sein, besser Kategorie „B/C“ (=Trekkingstiefel mit stabilem Schaft). Die Schuhe sollten vorne ordentlich Platz haben, der Fuß wird durch die Wärme größer und ich fand auch immer zwei Paar Socken sinnvoll: innen Tennissocken und darüber Schurwollsocken (z.B. die grauen Arbeitssocken aus Mischgewebe. Die sind an den Fersen stabiler als reine Schurwolle).
Nochmal: wir brauchen festes Schuhwerk, welches die Füße warm und trocken hält. Turnschuhe, Gummistiefel sind Ergänzung - niemals Ersatz!
Rucksack
In unsere Rucksäcke muss eine Menge reinpassen. Der Schlafsack, ein Poncho, Zeltmaterial und so weiter. Ein Volumen von unter 45 Litern macht da keinen Sinn, über 70 Litern aber genauso wenig. Hayler, VauDe, Tatonka und Deuter sind gute, preiswerte Hersteller, northface, Lowe etc. machen das etwas edler, kosten aber das dreifache. Preis ca. 50-140 Euro.
Entscheidend ist die Rückenlänge und Breite, für Kinder können hier evtl. Frauenrucksäcke die richtige Wahl sein. Sinnvoll sind für mich immer Aussentaschen, da man im Dunkeln hier leichter seine Dinge findet. Auch zwei Hauptfächer, das untere Schlafsackfach dabei recht groß, machen packen einfacher. Das Hauptgewicht trägt der Beckengurt. Der muss richtig eng gestellt werden können und dick und fest sein!
Wenn Ihr ausgewachsen seid, dann lohnt sich hier etwas richtig gutes – ein guter Rucksack ist eine Anschaffung für´s Leben! Das Gesamtgewicht sollte bis etwa 12 Jahre nicht über 10 Kg liegen, danach nicht über 15 Kg. Es macht sonst einfach keinen Spaß! Daher lohnt minimieren (siehe Essbesteck oder Shampoo)!
Gute Nacht!
Der Schlafsack ist eine Philosophie für sich! Für den Boden nehmen wir gummierte Armeeponchos (10 Euro), damit liegt man von unten trocken und sauber. Hier brauchen immer zwei Pfadfinder einen. Wenn es mehr Komfort sein soll, dann hilft entweder ein Fell oder eine aufblasbare Matte wie Therm-a-rest. Fast immer ist die Wiese aber weich genug! Der Schlafsack sollte durchaus bis einen Komfortbereich von (angeblich) -10 Grad aushalten, aufmachen kann man den immer. Die Angabe Extrembereich hilft wenig, denn wir wollen ja gut schlafen und nicht nur überleben. Das Gewicht sollte trotzdem unter 2200 Gramm bleiben. Viel Gewicht kann bei der Länge gespart werden und nicht jeder wird einmal 2 Meter groß werden. Für die Füllung ist Kunstfaser (Quallofill, Hollofill mit >300 g/m2) für uns pflegeleichter als Daune, da sie auch mal nass werden kann. Zum verpacken lohnt ein Kompressionssack, damit kann man noch viel Luft herauspressen. Zu Hause am besten ausgerollt lagern. Jedes waschen verschlechtert die Wärmeleistung eines Schlafsacks. Daher ist ein Inlett (wie die alten Jugendherbergsschlafsäcke oder aus Seide) und eine Außenhülle aus Segeltuck prima. Leider sind die Segeltuchhüllen nur noch mit viel Glück antiquarisch zu bekommen, hier ist mittlerweile Goretex angesagt, welches für unsere Zwecke nicht optimal ist.
Essen und Trinken
Ein leichtes Brettchen, ein Emailbecher und ein leichtes Besteck sind die Basisausstattung. Beim Besteck favorisiere ich unser Blechbesteck (ca. 3,50 Euro), das tolle Bundeswehrbesteck aus Edelstahl wiegt ein vielfaches – da ein Gramm zum anderen kommt, kann hier wirklich gespart werden. Das Bundeswehr Kochgeschirr (ca. 7 Euro) ist sinnvoller als jede Plastikschüssel. Toll sind die Wasserflaschen von Sigg, die halten wirklich ewig (ca. 7 Euro).
Messer
Auf die Gefahr hin mich unbeliebt zu machen: Das braucht Ihr ganz selten. Zum Brote schmieren hat man das Essbesteck und mit einem Taschenmesser dazu seid Ihr komplett. Wenn es Euch aber sonst überhaupt keine Freude macht, dann passt ein schlichtes Takelmesser besser zu uns als ein Überlebensmesser mit Kompass und Angelhaken. Entscheidend ist der Klingenstahl, nichts sonst. Die Takelmesser kosten bei uns etwa 22 Euro.
Alle Preisangabe aus dem Gedächtnis und mit Stand 2015. Unsere Bezugsquellen sind z.B. F& F Freizeit und Fahrtenbedarf. Da aber auch hier viel "tolle" Dinge im Angebot sind (die aber wir nicht brauchen), bitte erst mit den Sippenführern sprechen. Sammelbestellungen sparen Portokosten!
Ansprechpartnerin für Bestellungen ist unser Ausrüstungswart - fragt eure Sippenführer.
Wir versuchen durch Sammelbestellungen hier die Portokosten gering zu halten.